IPv6 zu Hause
Seit dieser Woche bin ich zu Hause via IPv6 zu erreichen. Genauer gesagt, kann ich Rechner im Internet direkt von jedem Rechner im Hausnetz aus via IPv6 erreichen. Rein geht es noch nicht, da sind ein paar Firewall-Regeln davor.
Das neue Internetprotokoll IPv6 existiert schon etliche Jahre, trotzdem ist ein Anschluß hier in Deutschland nicht ohne weiteres zu bekommen. Mein Internetprovider bietet es noch nicht für Privatkunden an. Warum also mache ich mir die Mühe einen Anschluß an IPv6 zu bekommen? Für mich sind es hauptsächlich drei Gründe: Im Februar diesen Jahres hat die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) die letzten Adressblöcke im IPv4-Netz an die fünf RIR (Regional Internet Registries) vergeben. Seitdem gibt es keine neuen Adressen mehr bei IPv4 zu vergeben. Es wird also höchste Zeit, sich mit dem Nachfolger, eben IPv6, vertraut zu machen, und das ist der zweite Grund. Schließlich hat IPv6 etliche Vorteile:
- Es hat einen sehr viel größeren Adressbereich als IPv4. Somit ist es nicht mehr nötig über dynamische Adressvergabe IP-Adressen mehrfach zu nutzen. Notbehelfe wie dyndns.org, um die Adresse des eigenen Netzes aus der Ferne zu bestimmen, sind nicht mehr notwendig.
- IPSEC und weitere Sicherheitsoptionen sind von Anfang an Bestandteil und nicht nachträglich aufgepropft.
- Das Routing vereinfacht sich und ebenso die Konfiguration der Endgeräte durch IPv6-Autokonfiguration. Bei einem Providerwechsel kann ein Netz, das mit IPv6 betrieben wird, einfach durch Umkonfiguration des Routers auf den neuen Präfix umgestellt werden.
- Die Kommunikation mit mobilen Geräten wird erleichtert, auch wenn diese das Netzwerk wechseln, an das sie angeschlossen sind.
Um das Netz zu Hause an IPv6 anzuschließen, musste ich allerdings auf einen Tunnelprovider zurückgreifen. Mein Internetprovider selbst bietet IPv6 frühestens Ende des Jahres an.
Also habe ich einen Account bei SixXS
angelegt und einen Tunnel beantragt. Das geht sehr schnell. Die
benötigte Software gibt es daselbst, bei Debian GNU/Linux kann
sie auch via Paketverwaltung installiert werden
(apt-get install aiccu
).
Nachdem der Tunnel eine Woche in Betrieb war, konnte ich ein Subnetz
beantragen, das über diesen Tunnel geroutet wird.
Das ist der IPv6-Adressbereich, den ich jetzt nutze.
Weil ich ja auch etwas lernen wollte beim Anschluss an das IPv6-Netz, habe ich als Router den vor ein paar Wochen erwähnten Debian-Router auf Basis der Hardware von PC-Engines verwendet. Auf diesem Router steht mir ein ausgewachsenes Linux-System zur Verfügung, das auf einer Hardware läuft, die nur etwa 5 Watt Leistung benötigt, also mit gutem Gewissen Tag und Nacht durchlaufen kann.
Bei der Konfiguration, insbesondere des Subnetzes, habe ich wertvolle Informationen aus einem Artikel bei Heise gezogen, der mir etliche Zeit für das Selberrecherchieren gespart hat.
Posted 2011-07-01